Obsession
Ein Kind, das schweigt. Ein Geheimnis, das tötet. Der Thriller von Bestsellerautor Simon Beckett fesselt bis zur letzten Seite.
Der plötzliche Tod seiner Frau Sarah hat Ben schwer getroffen. Nur Jakob, der kleine Sohn von...
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Ein Kind, das schweigt. Ein Geheimnis, das tötet. Der Thriller von Bestsellerautor Simon Beckett fesselt bis zur letzten Seite.
Der plötzliche Tod seiner Frau Sarah hat Ben schwer getroffen. Nur Jakob, der kleine Sohn von Sarah, gibt ihm jetzt noch einen Sinn im Leben. Doch dann entdeckt Ben, dass Jakob gar nicht Sarahs leibliches Kind ist. Offenbar hatte sie ihn als Baby entführt. Als er Jakobs Eltern sucht, gerät er in einen Strudel tödlicher Obsessionen.
Als seine Frau unvermutet stirbt, ist Ben am Boden zerstört. Allein Jacob, Sarahs autistischer Sohn, spendet ihm Trost.
Doch während Ben die gemeinsame Wohnung aufräumt, macht er eine ungeheuerliche Entdeckung: Jacob war gar nicht Sarahs leibliches Kind. Offenbar hatte sie den Jungen entführt, als der
noch ein Baby war. Fassungslos engagiert Ben einen Privatdetektiv, der Jacobs leiblichen Vater schnell ermittelt. Keiner ahnt, dass damit eine Lawine tödlicher Obsessionen ins Rollen gebracht wird.
Simon Beckett ist einer der erfolgreichsten Autoren der Gegenwart. Allein in Deutschland verkauften sich seine Bücher millionenfach.
Er entdeckte die verschlossene Kassette am Tag nach der Beerdigung.
Schon bevor er sie öffnete, war es der schlimmste Tag seines Lebens gewesen. Bis dahin hatte er ein Ziel gehabt, auf das er sich konzentrieren konnte und das den Tagen wenigstens die Illusion von Sinn gab. Er hatte sich hinter den bürokratischen Ritualen rund um Tod und Bestattung verstecken können, während die Beerdigung selbst unwirklich gewesen war, ein Schauspiel, das er mit betäubter Distanz beobachtete. Sobald jedoch die letzten Freunde und Trauergäste verabschiedet waren, füllte nichts mehr die Leere, die Sarahs Tod verursacht hatte. Er hatte Jacob zu Bett gebracht, den Fernseher eingeschaltet und sich einsam und allein betrunken, bis er im Nebel des Alkohols vergaß, dass das Leben weitergehen würde.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, war es draußen so kalt und trostlos wie das leere Bett neben ihm. Er stand au und zog sich an, als könnte er durch die Bewegung der traurigen Erkenntnis seines Verlustes entfliehen. Jacob war stil als Ben Milch über seine Cornflakes goss, aber er schaute sich unruhig in der Küche um, als würde er etwas suchen. Ben fragte sich, ob der Sechsjährige verstand, was geschehen war. Er legte eine Hand auf den Kopf seines Stiefsohnes.
«Tessa bringt dich heute zur Schule, okay ?»
Tessa war wie immer pünktlich und platzte aufgesetzt fröhlich in die Küche. Als sie Jacob mit einer Begeisterung begrüßte, die sowohl unangenehm als auch falsch war, unterdrückte Ben seine Verärgerung. Jacob nahm keine Notiz von ihr. Seine Aufmerksamkeit war noch immer auf die Cornflakes gerichtet, die mittlerweile die Milch aufgesogen hatten und keinen Ton mehr von sich gaben. Einen Teil hatte er bereits gegessen, den Rest arrangierte er nun sorgfältig entlang dem Schüsselrand.
Tessa sah Ben mit einer gekünstelt sorgenvollen Miene an. «Wie geht es dir ?»
«Okay.» Er wandte sich ab, ehe sie ihm ihr Mitgefühl aufdrängen konnte. «Möchtest du einen Kaffee ?»
«Nein. Wenn Jacob fertig ist, fahren wir besser gleich los. Im Radio haben sie gesagt, dass es auf dem Weg zur Schule Baustellen gibt. Bestimmt kommen wir in einen Stau.»
«Du denkst daran, die gewohnte Strecke zu nehmen, ja?»
Ihr Lächeln zuckte ein wenig. «Natürlich.»
Als sie eines Morgens einen anderen Weg zur Schule genommen hatte, war Jacob im Wagen ausgeflippt. Ben hatte sich entschuldigt und ihr erklärt, dass der Junge bei jeder Veränderung seiner Gewohnheiten wütend wurde. Dass sie das bereits wusste, überging er dabei geflissentlich. Tessa hatte ihr Bedauern ausgedrückt, es war allerdings ein bisschen zu süßlich ausgefallen, um aufrichtig zu klingen. Und Ben kam es vor, als ob sie Jacob seitdem immer ein wenig misstrauisch betrachtete.
Während er dem Jungen in Schuhe und Jacke half, plapperte sie weiter drauflos. «Soll ich ihn wirklich nicht auch abholen ?», fragte sie. «Das würde keine Umstände machen.»
«Nein, es geht schon, danke.» Er rang sich ein Lächeln ab, bis Tessa sich zufriedengab. Zum Abschied nahm sie ihn nicht nur in den Arm, sondern gab ihm auch einen Kuss auf die Wange. Ihre war so stark gepudert, dass sie sich wie Wildleder anfühlte. Ihr Parfüm roch genauso aufdringlich wie die Blumen auf Sarahs Sarg. «Wenn ich irgendetwas tun kann, ruf mich einfach an.»
Ben sagte, dass er das tun würde, und bückte sich, um Jacob einen Kuss zu geben. «Bis später, Jake. Sei lieb zu Tessa.»
Der Junge antwortete nicht. Er hatte ein Geduldspiel in der Hand, ein Labyrinth aus Plastik, durch das eine winzige Kugel rollte. Sobald er es schaffte, die Kugel ans Ziel zu lenken, schüttelte er das Spiel und begann von vorn. Auch als er mit Tessa hinausging, ließ er es nicht aus den Augen. In der Tür stehend, schaute Ben zu, wie die beiden in den Wagen stiegen, in dem Scott und Andrew, Tessas Söhne, warteten. Als sie davonfuhren, winkte er.
Dann schloss er die Tür und ging zurück ins Haus.
In jedem Zimmer wurde er daran erinnert, dass Sarah nicht mehr da war. Mit diesem schmerzlichen Gefühl kehrte er in die Küche zurück. Er nahm seinen Kaffee, aber der war kalt. Ben stellte ihn wieder ab. Selbst der Klang des auf den Tisch treffenden Bechers erschien laut in der Stille. Obwohl sich äußerlich nichts verändert hatte, hatte ihr Zuhause die vertraute Normalität verloren. Ben schloss seine Augen vor dieser Tatsache und wurde sofort von grausamen Trugbildern gequält. Er konnte Sarah sehen, die sorglos eine Melodie aus dem Radio mitsummte, während sie in der Küche herumlief und innehielt, um schnell einen Schluck Kaffee zu trinken. Aus ihrem blauen Lieblingsbecher. Im Geiste konnte er deutlich ihre Stimme hören, als sie mit Jacob sprach. «Beeil dich mit dem Frühstück, Jake, sei ein lieber Junge.» Während sie vor dem Spiegel ihr hellbraunes Haar richtete, drehte sie sich halb zu Ben um. «Ich habe dir noch gar nicht erzählt, dass ich Imogen vorgeschlagen habe, wir könnten uns dieses Wochenende mit ihr und Neil treffen.»
«0 nein, das ist nicht dein Ernst», hörte er sich sagen und bewegte die Lippen synchron zu den erinnerten Worten. «Neil ist der größte Langweiler auf der Welt.»
Im Spiegel sah er ihr Lächeln. «Dann musst du wohl dop- pelt interessant sein, um das wettzumachen.» Sie drehte ihren Kopf und begutachtete ihr Haar kurz von der Seite. «Ach, was soll's. Das muss reichen.»
Als sie zur Garderobe ging, um ihre Jacke zu holen, streifte der kurze Rock gegen ihre Beine. «Mach schon, Jake, wir müssen los.» Sie schlang von hinten einen Arm um ihren Sohn und kitzelte ihn, bis er sich wand. Das Lachen der beiden hatte ihn damals zum Lächeln gebracht, und beim Gedanken daran musste er auch jetzt wieder lächeln.
Sarah küsste Jacob auf den Kopf und beugte sich dann hinab, um die Schnürsenkel seiner Turnschuhe zu binden. «Musst du heute lange arbeiten?»
« Ich glaube nicht. Gegen sieben müsste ich zurück sein.»
Er schaute zu, wie sie den Stuhl zurückzog und Jacob hinuntersprang. Als sie sich aufrichtete, zuckte sie zusammen und rieb sich die Schläfe. «Ich glaube, ich hatte gestern Abend ein Glas zu viel», sagte sie. Schlank und elegant kam sie zu ihm. Er konnte genau das zarte Muster der Sommersprossen sehen, die sich über ihre Wangen und den Nasenrücken ausbreiteten, und ihr Parfüm riechen. «Bis später.» Als sie ihn anlächelte und in Erwartung eines Kusses das Gesicht hob, war das geistige Bild so lebendig, dass er nach vorn schwankte und die Augen öffnete.
Die leere Küche lag vor ihm. Das Frühstücksgeschirr stand noch auf dem Tisch. Nur sein eigenes und das von Jacob. Jetzt wünschte er, er hätte Tessas Angebot, den Jun- gen zur Schule zu bringen, nicht angenommen. Für einen Moment war er versucht, hinauszugehen und in eine neutralere Umgebung zu entfliehen, in der er Sarahs Abwesenheit nicht spürte. Aber damit hätte er nur aufgeschoben, womit er früher oder später würde klarkommen müssen. Je früher, desto besser.
Sie würde nicht zurückkehren.
Er nahm eine Rolle Müllsäcke und ging hinauf ins Schlafzimmer. Hier schrie alles nach ihr. Bemüht, nicht daran zu denken, was er tat, öffnete er den Schrank und packte einen Schwung ihrer Kleider. Sarahs Geruch hing an ihnen wie ein Destillat des Kummers. Er konnte nicht glauben, dass sie diese Sachen nie wieder tragen würde. Nach einer Weile wurde er von seiner Trauer derart überwältigt, dass er mit dem Bündel vor seiner Brust schluchzend innehielt.
Der Anruf war erst eine Woche her. Ben war im Studio mitten in einer Fotosession gewesen, als Zoe, seine Assistentin, ihm mitteilte, dass Keith am Telefon sei. Keith war Tessas Ehemann und sein ältester Freund, er arbeitete als Anwalt in derselben Kanzlei wie Sarah. Ohne von der Kamera auf- zuschauen, bat Ben auszurichten, dass er ihn zurückrufen werde.
«Ich glaube, du gehst besser dran», hatte Zoe entgegnet. war kurz davor gewesen, sie anzuschnauzen, doch dann bemerkte er ihren Gesichtsausdruck.
Die Ärzte hatten den Begriff Aneurysma benutzt, der für ihn bis dahin nur ein Wort unter vielen gewesen war. Im Grunde hatte er nicht einmal genau gewusst, was es bedeutete. Jetzt wusste er, dass es der Fachausdruck für eine geschwollene und geplatzte Ader war. Ein winziger Teil Sarahs, ein Bruchteil des gesamten Menschen, der seine Frau gewesen war, hatte nachgegeben und sie auf die Intensivstation gebracht. Es hatte keine Vorwarnung gegeben, abgesehen von der beiläufigen Erwähnung der Kopfschmerzen am Morgen. Ben empfand es als himmelschreiende Ungerechtigkeit, als der Arzt von Computertomographie und der Möglichkeit einer Notoperation sprach.
Anfänglich wollte man ihn nicht zu ihr lassen. Vom Verstand her war ihm klar gewesen, dass es ernst war, vom Gefühl her konnte er es kaum begreifen. Noch am Abend zuvor hatten sie gemeinsam gekocht, Jacob ins Bett gebracht und eine Flasche Wein getrunken. Es erschien ihm einfach unmöglich, dass sie plötzlich ernsthaft krank war. Selbst als der Arzt zu ihm kam und sagte, dass Sarah mittlerweile an lebenserhaltenden Systemen angeschlossen sei und dass sie alles in ihrer Macht Stehende getan hätten, konnte Ben nicht begreifen, was geschah. Erst als er sie reglos und ohne Bewusstsein, mit rasiertem Kopf und geschwollenem, blassem Gesicht in dem Krankenhausbett liegen sah, wusste er, dass sie sterben würde.
Die Maschinen hatten sie drei Tage am Leben erhalten. Als sie am vierten Tag abgeschaltet worden waren, hatte Ben neben ihr gesessen und ihre Hand gehalten und mit ihr gesprochen, bis sie mit grausamer Beiläufigkeit aufgehört hatte zu atmen.
Tessa und Keith hatten ihn nach Hause gebracht. Ben kannte Keith seit dem Studium, er hatte in betrunkenem Zustand versucht, ihn vor einer Ehe mit Tessa zu warnen, und war widerwillig sein Trauzeuge gewesen. Doch in diesem Moment hatte er weder ihn noch Tessa richtig wahrgenommen. Sie hatten mit ihm gewartet, bis Jacob aus der Schule zurückgekehrt war, und waren dann gegangen, damit Ben dem Jungen erklären konnte, dass seine Mutter tot war. Jacob hatte ihn dabei nicht angesehen. Nur die Art, wie er vor und zurück geschaukelt war, hatte darauf hingedeutet, dass er die Nachricht aufgenommen haben könnte.
In diesem Moment hätte Ben seinen Stiefsohn um seinen Autismus beneidet.
© Rowohlt Verlag
Übersetzung: Andree Hesse
Autoren-Porträt von Simon Beckett
Eigentlich wollte Simon Beckett Biochemiker werden. Er hatte bereits einen Studienplatz, fiel aber im Abitur ausgerechnet in Chemie und Biologie durch und wählte Englisch als Studienfach. Damals konnte er noch nicht ahnen, dass der Protagonist seiner Kriminalromane als forensischer Anthropologe dem eigenen Berufswunsch sehr nahe kommt. Becketts Kommentar: „Komisch, wie das Leben manchmal spielt, oder?“
Der Schauplatz des Romans „Kalte Asche“, zweites Buch der Hunter-Reihe, ist eine schottische Insel. Wieder ist eine Frau das Opfer, ihre Leiche ist fast völlig verbrannt. Ein Sturm schneidet die Insel vom Festland ab, Ermittler und Bewohner sind unter sich – und mittendrin der Mörder. In „Leichenblässe“ kehrt Hunter zurück an den Ort seiner Ausbildung, die Body Farm. Körperlich geschwächt und von Selbstzweifeln geplagt, trifft er dort seinen Mentor Tom Lieberman, der ihn um Hilfe bittet in einem äußerst komplizierten Fall.
Spannung ist bei Simon Beckett garantiert, und der Leser kann sich darauf verlassen, dass die Orte der Handlung und die Vorgehensweise der Pathologen genau recherchiert sind. Der Autor hat nach eigenen Aussagen „eine regelrechte Phobie vor inhaltlichen Fehlern.“
- Autor: Simon Beckett
- 2009, 416 Seiten, Maße: 11,4 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Hesse, Andree
- Übersetzer: Andree Hesse
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499248867
- ISBN-13: 9783499248863
- Erscheinungsdatum: 17.03.2009
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